Wir trauern

Der Kulturkreis trauert um Silvia Haab und Richard Benzoni

Der Kulturkreis Würenlos und die Gemeinde verlieren zwei äusserst engagierte Persönlichkeiten

Silvia Haab war 14 Jahre Präsidentin des Kulturkreises und hat das kulturelle Leben mit viel Herzblut und Engagement organisiert und weiterentwickelt.

 

 

 

 

 

Richard Benzoni hat seit der Gründung, von 1968 bis im August 2017 jede Veranstaltung mit einem Bild in einem Album illustriert. Dabei ist eine Sammlung von rund 500 Werken entstanden, die zum Teil am 40-Jahr- und 50-Jahr-Jubiläum gezeigt wurden.

 

 

 

Silvia Haab, langjährige Präsidentin des Kulturkreises

Wohl niemand hat den Kulturkreis Würenlos in den über 50 Jahren seines Bestehens so sehr geprägt wie Silvia Haab-Oetiker. Von 1987 bis 2001 präsidierte sie den Kulturkreis, aktiv in diesem hatte sie aber schon seit den frühen 1970er-Jahren mitgewirkt. Sie hat mit Leidenschaft, Herzblut und Engagement zusammen mit dem jeweiligen Führungsteam viel zum anhaltenden Erfolg des Kulturkreises beigetragen.

Ihr Ziel war stets, dem Dorf ein qualitativ hochstehendes, vielseitiges und attraktives Programm zu bieten. Davon rückte sie auch dann nicht ab, wenn sie Widerstand zu spüren bekam. Bevor 1992 die Jazzband New Harlem Ramblers in der Alten Kirche auftrat, prophezeite eine Einwohnerin, dass das Konzert gestört werden würde. Denn das sei ein heiliger Ort mit einem Friedhof daneben und da passe keine Jazzband hinein. Nun, die Frau konnte beruhigt werden und es passierte nichts. Auch vor einem Auftritt der Hellseherin Asmi Nardo erhielt der Kulturkreis Drohungen. Die Polizei wurde benachrichtigt, um Zwischenfälle zu verhindern. Der Zulauf war enorm.

Wie schon unter ihrem Vorgänger Walter Sager bot der Kulturkreis auch unter Silvia Haab nicht nur Künstlerinnen und Künstlern verschiedenster Sparten ein Podium, sondern auch anderen interessanten Menschen aus nah und fern. Dank ihren persönlichen Kontakten und Beziehungen gelang es Silvia Haab immer wieder, weit über die Region hinaus bekannte Persönlichkeiten für einen Auftritt zu gewinnen. So hielt der Menschenrechtsaktivist Bruno Manser 1999 einen Film-Vortrag über Borneo, die Volksgruppe der Penan und die Zerstörung der Regenwälder – acht Monate bevor er in Malaysia verschwunden und bis heute verschollen geblieben ist.

Sehr verbunden fühlte sie sich mit der Dichterin und Nonne Silja Walter, was sich in etlichen Kulturkreis-Veranstaltungen niederschlug. Unter Silvia Haab wurde es zur Tradition, dass in jedem Jahresprogramm eine Schriftstellerin oder ein Schriftsteller von Rang und Namen eine Lesung hielt. In ihrer Präsidiumszeit waren dies etwa Hermann Burger, Hugo Loetscher, Erika Burkart, Otto F. Walter, Thomas Hürlimann und Klaus Merz.

Silvia Haab war eine umsichtige Kulturmanagerin, bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Aus Überzeugung hielt sie zwar am Grundsatz fest, dass beim Kulturkreis der Eintritt frei sein müsse. Aber eine Ausnahme machte sie: Beim populären Cabaret Rotstift, das alle seine Programme in Würenlos zeigte. Es füllte garantiert die Mehrzweckhalle… und die Kulturkreis-Kasse.

Ihr Engagement galt nicht nur dem Kulturkreis. Sie hat sich auch als grosszügige Kulturförderin betätigt, so in den Klöstern Fahr (wo sie den Silja-Walter-Raum stiftete) und Einsiedeln – und dies als Nicht-Katholikin. Nun ist sie anfangs März nach einem Sturz und einer schweren Lungenentzündung im Alter von fast 89 Jahren verstorben. Der Kulturkreis und Würenlos sind Silvia Haab zu grossem Dank verpflichtet. (azi/pfr)

 

Zum Tod von Richard Benzoni (1931-2020)

In den frühen Morgenstunden des 3. April 2020 ist der Kunstmaler Richard Benzoni in seinem Daheim am Meisenweg 6 in Würenlos friedlich entschlafen – mitten in dieser verstörenden Zeit der Coronavirus-Pandemie, von der er jedoch nichts mitbekommen hat; er litt seit längerer Zeit an einer Parkinsonerkrankung, von welcher er jetzt erlöst worden ist.

Seit seiner Geburt am 23. November 1931 lebte Richard Benzoni in Würenlos. Nach einer Lehre als Graveur wurde er Emailmaler. Beim Kunstmaler Henry Wabel in Zürich schulte er Hand und Auge im figürlichen Zeichnen und Malen. Danach setzte er seine künstlerische Ausbildung autodidaktisch fort. 1963 begann er als freischaffender Künstler mit eigenem Atelier in Würenlos zu wirken. Es folgten gut fünf Jahrzehnte des Schaffens und verschiedene Ausstellungen.

Wichtigster Mensch in Richard Benzonis Leben war Lydia Amacher, seine Lebenspartnerin, mit der er viele schöne Jahrzehnte teilen durfte. Sie war ihm treue, verständnisvolle Wegbegleiterin und eine wichtige Stütze bis zuletzt, war seine erste Kritikerin und sie war seine Muse, die er immer wieder gerne in Gemälden festhielt.

 Die Wechselwirkung mit Würenlos

Zwischen Richard Benzoni und Würenlos bestand eine Art glücklicher Wechselwirkung: Er porträtierte die Gemeinde und sie stand ihm Modell, er hielt ihre Geschichte und Entwicklung fest und umgekehrt war sein künstlerisches Werk und Wirken überall in Würenlos sichtbar. Zahlreich sind die Gemälde und Zeichnungen, die er über seine Heimatgemeinde gemacht hat. Er fand dabei immer wieder neue Blickwinkel und er hatte die Gabe, selbst scheinbar alltäglichen Ansichten das Schöne zu entlocken und den Betrachter darauf aufmerksam zu machen. So entwickelte sich Richard Benzoni gewissermassen zum Bild-Chronisten von Würenlos und dessen Umgebung. Benzonis Bilder tauchen denn auch in vielen privaten Haushalten in Würenlos und in der Region auf. Heimweh-Würenloser haben nicht selten einen «Benzoni» bei sich zuhause hängen, oft als ein unverwechselbares Stück Würenlos, weil seine Bilder die Gemeinde schlechthin zu verkörpern scheinen.

 Unvergänglicher Kunstschatz

Unvergessen sind auch seine vielen lebendigen Illustrationen, so u.a. für die Ortsgeschichte oder für die «Würenloser Blätter», und wirkungsvoll sind die markanten Logos und Signete, die er schuf und die teilweise bis heute in Gebrauch sind, wie beispielsweise das Signet zur 1100-Jahr-Feier von Würenlos, das den Mönch Notker als Verfasser der Urkunde von 870 n. Chr. zeigt, umgeben von der Alten Kirche Würenlos. Noch heute ziert dieses Signet den Poststempel von Würenlos.

Einen bedeutenden Rang im Lebenswerk des Meisters nehmen die farbenfrohen und ideenreichen Illustrationen in den Gästebüchern des Kulturkreises Würenlos ein. Benzoni war schon bei der Geburtsstunde des Kulturkreises zugegen. Von der ersten Veranstaltung im Jahre 1968 an schuf er zu jedem Anlass eine Illustration. Rund 400 leuchtende Werke in vier Bänden sind es – ein kleiner Kunstschatz. Die letzte Eintragung datiert vom Oktober 2017 und sie zeigt, dass die Hand des Meisters unsicher geworden ist.

Seine Staffelei musste Richard Benzoni schon vor einiger Zeit aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Das war ein schwieriger Ablöseprozess. Nun ist die Farbe auf dem letzten Bild trocken, jenem seines eigenen Lebens. Er hinterlässt ein vielfältiges, farbiges Lebenswerk, das die Gemeinde Würenlos über Jahrzehnte mitgeprägt hat.

Richard Benzoni ist von uns gegangen. Er, der den Tod nie mochte, hat nun doch seine letzte grosse Reise angetreten. Seine Bilder und Illustrationen indes bleiben unsterblich. Die Gemeinde Würenlos wird ihn in ehrender und dankbarerer Erinnerung behalten.

Daniel Huggler, Gemeindeschreiber